Montag, 5. Dezember 2011

Weiter zu "Neuer Ort, Neues Glück?"

Ich denke, genau dieses frühe „Erwachsen sein müssen“ infolge ihrer schwerwiegenden und einschneidenden Erlebnissen hat sie wohl doch nicht so gut verarbeiten können. Ihre Krankheit – das Borderline Syndrom – machte sich sehr schnell bemerkbar. Dass sie im Kindsalter nicht Kind sein konnte, sondern lauter Demütigungen erleben musste, prägte sie fürs  Leben.  Sie beschreibt in ihrem Buch, dass sie zwar auch schöne Momente erlebt, diese sich aber schwer erarbeiten müsse. So hat sie dies alles auch dann noch verfolgt, als ihr Leben mit dem Auszug von „zu Hause“ nach Berlin ein neuer Abschnitt beginnen sollte…
…Johanna wurde von diesem Freund, der ihr die Arbeit verschaffte (sein Name ist Hardt), schwanger und  bekam 9 Monate später einen Jungen. Ausserdem gefiel ihr ihre Arbeit. Ihr Leben schien also wirklich, zumindest in dieser Zeit, eine bessere Wendung genommen zu haben, auch wenn der Kindsvater sich bald als ein Psychopath ausstellte und sie ihn verliess. Doch da sie dies wirklich sehr flüchtig beschrieb, geh ich auch davon aus, dass es sie wirklich nicht sehr hart traf zu der Zeit.

Jedoch fragte sie sich schon, weshalb sie immer und immer wieder an Menschen mit einer psychischen Störung oder Alkoholkrankheiten gelang. Sie erzählte zahlreiche Geschichten von solchen Begegnungen. Auch ich finde dies im Übrigen eine gute Frage… Denn meine obige Erläuterung aufgrund ihres Wohnsitzes ist nur ein Grund (bzw. Annahme). Doch bei ca. 140.000 Einwohnern kann es ja nicht nur Menschen mit einer Störung im Sein geben!?

Ich habe auch schon von Psychologen gehört und gelesen, dass es wie ein Naturgesetz gäbe, dass jeder die Leute „anzieht“ und mit ihnen in Kontakt kommt, welche wie ein Spiegel auf einen selber sind. Sie zeigen dir auf, welche Probleme du hast und was du noch nicht verarbeitet hast oder an was du noch arbeiten sollst. In ihrem Fall würde dies auch teilweise zutreffen, denn sie selber hat psychische Probleme und ebenso viel es ihr nicht immer leicht, dem Alkohol den Rücken zu kehren. 
Doch dies geht schon sehr ins tiefgründige rein und es ist Ihnen nun auch selbst überlassen, ob sie dieser Annahme einen Funken Glauben schenken oder sie für totalen Schwachsinn halten.

Input Kreuzberg

Wie man sieht, ist sie also ziemlich ins Zentrum von Berlin gezogen (Kreuzberg auf der unteren Grafik, die Berlin anzeigt, rot eingezeichnet). Kreuzberg war zur damaligen Zeit ein eigenständiger Bezirk. 
Ab 1987 geriet es regelmäßig durch teils schwere Straßenschlachten vor allem am 1. Mai in die Schlagzeilen. Ausgangspunkt der Krawalle war meist der Zusammenstoß von Teilnehmern der Mai-Kundgebungen und der Polizei. Die Gewalt wurde so auch wie zur Gewohnheit an diesem Ort. Es ist bekannt, dass es sehr häufig Unruhen gab und gibt und ist deshalb auch von grosser Medienpräsenz begleitet. Damals hatten die Aufständischen auch noch eine politische Motivation, welche heute aber nicht mehr spürbar ist, sondern lediglich die Befriedigung nach einem Abenteuer ist gesucht.
Ausserdem konnte ich einer Tabelle entnehmen, dass in der Zeit um 1960 – 1990 eher eine Abwanderung stattfand. Die Bevölkerung schrumpfte von knapp 200.000 auf etwa 140.000 Einwohner. Das lag wohl auch teils daran, dass die vielen Aufstände an der Sicherheit und der Ruhe gerüttelt hatten, und viele Menschen sich so nicht mehr wohl fühlten. Auch war Kreuzberg durch die Berliner Mauer geteilt worden, doch leider weiss ich (noch) nicht, in welchem Teil Johanna lebte.
Jedenfalls war Kreuzberg also wahrscheinlich nicht gerade der beste Zufluchtsort für sie meiner Meinung nach, denn erst hat sie totale Unruhe in der Familie und nun geht sie in so eine chaotische Stadt. Doch sie zog ihr Ding durch, so gut sie es konnte und bisher hat sie auch noch nicht von grösseren Zwischenfällen in Bezug auf die Stadt berichtet. Doch vielleicht war es ihr auch einfach nicht bewusst, denn von „schweren“ Begegnungen dort erzählt sie immer wieder. Ihre Bekanntschaften hatten oft dieselben Probleme wie sie, unter anderem Alkoholsucht, was ich weiter oben schon erwähnt habe und was ihr nicht unbedingt zur Hilfe kam.

(Text: http://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Kreuzberg,
Bilder: von Google, Karte Kreuzberg, Berlin)

Neuer Ort, Neues Glück?

Im weiteren Verlauf des Buches erfahre ich, dass Johanna sehr oft nicht „nur“ geschlagen, sondern regelrecht verprügelt wurde. Besonders oft von ihrer älteren Schwester, die weder mit Geld umgehen konnte, noch was von Sauberkeit verstand und Johanna genau mit diesen Dingen das Leben besonders schwer machte, indem sie sie ihr wegnahm oder zerstörte. Manchmal sogar beide dieser Varianten. Die Mutter schaute jedes Mal nur hilflos zu und begünstigte meistens auch noch die ältere Schwester dabei, ihre Tyrannei durchzusetzen. Johanna, und ich ebenfalls,  vermuten, dass dies nur aus Angst und aus der Einstellung: „Ich nehme den Weg des geringsten Widerstandes“  so seinen Verlauf nahm. 

Was mir beim Lesen auffällt, ist, dass Johanna schon in sehr jungem Alter im Kopf zumindest ziemlich erwachsen gewesen sein musste, denn sie hat sich zum grössten Teil den Umgang mit Geld und Arbeit, sowie das Meistern von all den andern schwierigen Aufgaben und noch schwereren Situationen in ihrem Leben sehr schnell selbst beigebracht. Ihr durch die vielen Stolpersteinen erschwertes Leben musste sie selbst meistern, was ihr auch den Umständen entsprechend mehr oder weniger gut gelang. Sie verfiel zwar sehr oft und auch früh der Alkoholkrankheit und traf sich im Allgemeinen mit den „falschen“ Leuten, dennoch bekam sie nie schwerwiegende Probleme mit dem Gesetz. Sie wurde kein Problemkind, das nicht arbeiten kann und nur noch Drogen nimmt. Im Gegenteil: Alsbald sie alt genug war, packte sie ihre sieben Sachen (viel mehr waren es auch wirklich nicht) und verschwand nach Berlin (Kreuzberg, auf der Karte rot eingezeichnet), wo sie durch einen Freund an eine Ausbildung als Maschinenbautechniker(in) kam. Diese bestand sie auch mit lauter Einsern!


Erklärungsversuche

Um erst einmal noch auf meine Fragestellung von vorhin mit der Akzeptanzlosigkeit einzugehen:

Literatur einer Universität habe ich entnommen, dass der Studiengang der Psychologie erst ab ca. 1980 richtig "berühmt" wurde. Es gab zwar einige, die auch schon zu frühreren Zeitpunkten Psychologie studierten, doch erst ab dieser Zeit wuchs das Interesse und somit auch die Anzahl der Studierenden. So sei es zumindest in der Schweiz gewesen, doch ich nehme an, dass es in Deutschland parallelen gibt.
So ist es eigendlich nicht verwunderlich, dass Johanna nicht auf viel Verständnis stiess, denn das Wissen von den damaligen paar Tausend Psychologie Studenten/Absolventen reicht nicht aus, dass die ganze Welt auf sie Rücksicht nehmen würde. Ausserdem ist es ja, wie schon einmal erwähnt, eine eher junge Wissenschaft, die damals allgemein noch nicht wirklich in den Köpfen der Menschheit drin war.
Was man, bzw. Johanna aber auch bedenken und verstehen muss, ist, dass auch wenn die Menschen ihre Krankheit kennen und teilweise verstehen würden, sich nicht mit ihren Aussetzern und ihrem scheinbaren assozialem Verhalten in gewissen Situationen abfinden müssen. Ihre Krankheit würde sie zwar entschuldigen, doch dass Menschen wütend und entsetzt über ihr Verhalten reagieren, ist nur normal, denn Johanna verletzt sie damit auch.

Nicht, dass es ihr Spass machen würde, diese Krankheit zu haben, im Gegenteil, es muss schrecklich sein. Doch wenn sie für alles die Entschuldigung wäre und jeder so viel Verständnis zeigen würde, dass sie auch nicht mehr "bestraft" wird, würde sie dies vielleicht auch ausnutzen, wenn auch unbewusst...



Dienstag, 15. November 2011

Ich liebe dich - verlass mich nicht!

Diese Aussage: "Ich liebe dich - verlass mich nicht!", sagt eigentlich schon sehr viel über Johanna Junk aus. Ihre Gedanken und Gefühle sind voll von Widersprüchen und stetigem ultraschnellem Wandel. Sie kann eine Sekunde noch völlig fröhlich sein und in der nächsten schon brüllend herumtoben. Die kleinsten Dinge können sie völlig aus der Fassung bringen, einen Tropfen bringt das Fass zum überlaufen. Und damit muss Johanna jeden Tag irgendwie umgehen, genau so wie die Menschen um sie herum.
Sie hat, wie jeder Borderliner, einen Drang zur Selbstverletzung, wobei es sich bei ihr eher im Part "Selbstunfälle verursachen" abspielt. Sie hat schon zwei grössere Unfälle hinter sich, wobei sie sich schlimme Verletzungen zugezogen, oder besser gesagt, angetan hat. Beim zweiten ihrer "Unfälle" ist ihr ein fünfundzwanzig Kilogramm schwerer Deckel auf den Kopf gefallen. Dies zog schlimme folgen mit sich, so dass sie heute Gangunsicherheiten, Konzentrations- und Koordinationsprobleme hat. Dies zwingt sie auch, oft zu Hause zu bleiben, da sie sich schlicht und einfach gar nicht bewegen kann, oder jedenfalls nur sehr eingeschränkt. Da sie aber nicht einfach nur dasitzen und nichtstun kann, fing sie an, zu schreiben. Dies hilft ihr auch bei der Verarbeitung ihres unerträglichen Schmerzes, den sie tagtäglich verfolgt.

Ein Zitat von ihr, welches mir sehr ins Auge gesprungen ist: "Die Grundlage von Schmerz ist Vertrauensbruch." (Seite 15 Mitte) Ich finde, sie hat es damit auch ziemlich auf den Punkt gebracht. Es ist schlicht und einfach wahr.

Ein entscheidender Punkt ihres jetzigen Lebensumfeldes ist die erst unterschwellige und nun aber auch offen zu Tage getretene Diskriminierung ihrer Person, wie sie selber sagte. Doch woher kommt diese Diskriminierung? Sind die Menschen so akzeptanzlos und wollen sie und ihre Krankheit auch gar nicht verstehen?

Nun, in ihrem Buch habe ich den Hinweis herausgepickt, dass, als sie 10 Jahre alt war das Jahr 1970 lief. Und ab da fingen ihre schwerwiegenden Probleme auch etwa an.
Ich nehme an, dass die Diskriminierung ihrer Person auch mit der Mentalität und der allgemeinen "Situation der Welt" zu tun hat, und natürlich nicht nur mit ihr. Ausserdem ist die Psychologie als Wissenschaft an sich und der damit verbundenen Forschung und Behandlung von psychischen Krankheiten noch ziemlich jung, wie ich Quellen entnommen habe, erst um die 20 Jahre. Es ist also naheliegend, dass die Menschen um sie herum sie nicht verstehen können, da sie das nötige Grundwissen und das damit verbundene Verständnis gar nicht haben. Es ist einfach noch nicht in vielen Köpfen der Menschen drin, dass es eine wirkliche Krankheit ist, das Borderline Syndrom.
Und stellen Sie sich nun mal vor, wie das 1970 oder 1980 erst war... zwar hat der Machtwechsel 1969 der CDU zur SPD einige positive Erneuerungen und Ideen auch im sozialen Bereich mit sich gebracht, wie zum Beispiel, dass die Löhne der Arbeiter stiegen, zahlreiche neue Universitäten gegründet wurden, Ehescheidungen und Abtreibungen erleichtert wurden und auch Homosexualität erlaubt wurde. Der Geist der Menschen schien sich also geöffnet zu haben, aber nocht nicht so weit, dass psychische Krankheiten darin Platz gehabt hätten. Jedenfalls wird davon nirgens ein Wort verloren.






Ich hoffe, dass ich mehr über Johannas Wohnort herausfinden werde, um der Sache genauer auf den Grund zu gehen.

Montag, 5. September 2011

Auobiographie von Johanna Junk - Mein Borderline und ich

In diesem Blog halte ich Impressionen von der Autobiographie "Mein Borderline und ich" fest.

Das Buch hat mich angesprochen als ich das Interview von Johanna Junk zu ihrem Buch gelesen habe. Ihre Geschichte interessiert mich und ebenso die Krankheit, die sie lange verfolgt hat oder ihr ganzes Leben verfolgen wird...





(Hier der Link zum Interview:  http://www.gabriela-bieber.de/2010/02/13/interview-mit-der-autorin-von-mein-borderline-und-ich-johanna-junk/ )