Montag, 5. Dezember 2011

Neuer Ort, Neues Glück?

Im weiteren Verlauf des Buches erfahre ich, dass Johanna sehr oft nicht „nur“ geschlagen, sondern regelrecht verprügelt wurde. Besonders oft von ihrer älteren Schwester, die weder mit Geld umgehen konnte, noch was von Sauberkeit verstand und Johanna genau mit diesen Dingen das Leben besonders schwer machte, indem sie sie ihr wegnahm oder zerstörte. Manchmal sogar beide dieser Varianten. Die Mutter schaute jedes Mal nur hilflos zu und begünstigte meistens auch noch die ältere Schwester dabei, ihre Tyrannei durchzusetzen. Johanna, und ich ebenfalls,  vermuten, dass dies nur aus Angst und aus der Einstellung: „Ich nehme den Weg des geringsten Widerstandes“  so seinen Verlauf nahm. 

Was mir beim Lesen auffällt, ist, dass Johanna schon in sehr jungem Alter im Kopf zumindest ziemlich erwachsen gewesen sein musste, denn sie hat sich zum grössten Teil den Umgang mit Geld und Arbeit, sowie das Meistern von all den andern schwierigen Aufgaben und noch schwereren Situationen in ihrem Leben sehr schnell selbst beigebracht. Ihr durch die vielen Stolpersteinen erschwertes Leben musste sie selbst meistern, was ihr auch den Umständen entsprechend mehr oder weniger gut gelang. Sie verfiel zwar sehr oft und auch früh der Alkoholkrankheit und traf sich im Allgemeinen mit den „falschen“ Leuten, dennoch bekam sie nie schwerwiegende Probleme mit dem Gesetz. Sie wurde kein Problemkind, das nicht arbeiten kann und nur noch Drogen nimmt. Im Gegenteil: Alsbald sie alt genug war, packte sie ihre sieben Sachen (viel mehr waren es auch wirklich nicht) und verschwand nach Berlin (Kreuzberg, auf der Karte rot eingezeichnet), wo sie durch einen Freund an eine Ausbildung als Maschinenbautechniker(in) kam. Diese bestand sie auch mit lauter Einsern!


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