Dienstag, 15. November 2011

Ich liebe dich - verlass mich nicht!

Diese Aussage: "Ich liebe dich - verlass mich nicht!", sagt eigentlich schon sehr viel über Johanna Junk aus. Ihre Gedanken und Gefühle sind voll von Widersprüchen und stetigem ultraschnellem Wandel. Sie kann eine Sekunde noch völlig fröhlich sein und in der nächsten schon brüllend herumtoben. Die kleinsten Dinge können sie völlig aus der Fassung bringen, einen Tropfen bringt das Fass zum überlaufen. Und damit muss Johanna jeden Tag irgendwie umgehen, genau so wie die Menschen um sie herum.
Sie hat, wie jeder Borderliner, einen Drang zur Selbstverletzung, wobei es sich bei ihr eher im Part "Selbstunfälle verursachen" abspielt. Sie hat schon zwei grössere Unfälle hinter sich, wobei sie sich schlimme Verletzungen zugezogen, oder besser gesagt, angetan hat. Beim zweiten ihrer "Unfälle" ist ihr ein fünfundzwanzig Kilogramm schwerer Deckel auf den Kopf gefallen. Dies zog schlimme folgen mit sich, so dass sie heute Gangunsicherheiten, Konzentrations- und Koordinationsprobleme hat. Dies zwingt sie auch, oft zu Hause zu bleiben, da sie sich schlicht und einfach gar nicht bewegen kann, oder jedenfalls nur sehr eingeschränkt. Da sie aber nicht einfach nur dasitzen und nichtstun kann, fing sie an, zu schreiben. Dies hilft ihr auch bei der Verarbeitung ihres unerträglichen Schmerzes, den sie tagtäglich verfolgt.

Ein Zitat von ihr, welches mir sehr ins Auge gesprungen ist: "Die Grundlage von Schmerz ist Vertrauensbruch." (Seite 15 Mitte) Ich finde, sie hat es damit auch ziemlich auf den Punkt gebracht. Es ist schlicht und einfach wahr.

Ein entscheidender Punkt ihres jetzigen Lebensumfeldes ist die erst unterschwellige und nun aber auch offen zu Tage getretene Diskriminierung ihrer Person, wie sie selber sagte. Doch woher kommt diese Diskriminierung? Sind die Menschen so akzeptanzlos und wollen sie und ihre Krankheit auch gar nicht verstehen?

Nun, in ihrem Buch habe ich den Hinweis herausgepickt, dass, als sie 10 Jahre alt war das Jahr 1970 lief. Und ab da fingen ihre schwerwiegenden Probleme auch etwa an.
Ich nehme an, dass die Diskriminierung ihrer Person auch mit der Mentalität und der allgemeinen "Situation der Welt" zu tun hat, und natürlich nicht nur mit ihr. Ausserdem ist die Psychologie als Wissenschaft an sich und der damit verbundenen Forschung und Behandlung von psychischen Krankheiten noch ziemlich jung, wie ich Quellen entnommen habe, erst um die 20 Jahre. Es ist also naheliegend, dass die Menschen um sie herum sie nicht verstehen können, da sie das nötige Grundwissen und das damit verbundene Verständnis gar nicht haben. Es ist einfach noch nicht in vielen Köpfen der Menschen drin, dass es eine wirkliche Krankheit ist, das Borderline Syndrom.
Und stellen Sie sich nun mal vor, wie das 1970 oder 1980 erst war... zwar hat der Machtwechsel 1969 der CDU zur SPD einige positive Erneuerungen und Ideen auch im sozialen Bereich mit sich gebracht, wie zum Beispiel, dass die Löhne der Arbeiter stiegen, zahlreiche neue Universitäten gegründet wurden, Ehescheidungen und Abtreibungen erleichtert wurden und auch Homosexualität erlaubt wurde. Der Geist der Menschen schien sich also geöffnet zu haben, aber nocht nicht so weit, dass psychische Krankheiten darin Platz gehabt hätten. Jedenfalls wird davon nirgens ein Wort verloren.






Ich hoffe, dass ich mehr über Johannas Wohnort herausfinden werde, um der Sache genauer auf den Grund zu gehen.

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